![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|||
![]() |
||||||
![]() | ||||||
Reiseberichte & FotosDie wichtigen Dinge - Durch Bayern zurück nach Österreich. 15.10.2010 Erstaunlich... - Von Italien über die Alpen. 25.08.2010 Die Uhren ticken anders - Quer durch Marokko. 21.06.2010 Das Tor zur neuen Welt - Die Kanarischen Inseln. 30.03.2010 Die Menschen sind der Weg - Am Jakobsweg II. 24.01.2010 Von Geistlichen und Gottlosen, von Gauklern und Geisterdörfern - Am Jakobsweg I. 02.11.2009 Der Mut zur Umkehr - Von Lyon nach Le Puy. 20.07.2009 Momente der Verbundenheit - Durch die Schweiz nach Frankreich. 29.11.2008 Der Reichtum des einfachen Lebens - Tirol, Vorarlberg und Schweiz. 11.10.2008 |
![]() |
Die wichtigen Dinge - Durch Bayern zurück nach ÖsterreichVerfasst in Waxenberg, am 15.10.2010 Von Vorarlberg über Bayern nach Hause ins Mühlviertel Die meisten Menschen fangen viel zu früh an, die wichtigen Dinge im Leben zu spät zu beginnen. Stanislaw Lec „Könnten wir nicht von hier mit dem Schlauchboot nach Landshut fahren?, frage ich Hermann und grinse feierlich. Wir sitzen am „Flaucher“, dem wunderbaren Naherholungsgebiet entlang der Isar unweit des Zentrums von München. Die halbe Stadt ist heute in die idyllische Uferlandschaft geströmt, um sich auf den geschwungenen Schotterbänken zu sonnen und im seichten, angenehm strömenden Wasser zu planschen. Gerade hat mir mein alter Freund von seiner Schlauchbootfahrt auf der Isar oberhalb von München erzählt. „Mh, ich weiß nicht, wie es flussabwärts ausschaut“, meint er, „aber wir können es auf jeden Fall versuchen.“ Unsere Augen leuchten auf wie ein Obi-Markt zur Weihnachtszeit. Ich weiß: die Sache steht! Ein alter Traum Hermann lebt seit fünf Jahren hier, wo er sich neben der Arbeit gänzlich seiner großen Leidenschaft widmet, der Musik. Der kreative Allrounder spielt wohl an die zehn Instrumente, allem voran ist er ein begnadeter Saxophonist. Seit unserer Studienzeit haben wir nicht mehr gemeinsam musiziert, nun wird ein lang gehegter Traum wahr: einmal als musikalische Vagabunden durch die Gegend zu ziehen. Yeah! Wir packen Gitarre, Saxophon und das Schlauchboot ein und machen uns auf den Weg zum Englischen Garten. Das Experiment Gemütlich treiben wir mit der Strömung, genau wie die Flößer im Mittelalter, die auf der Isar Holz und Waren transportierten. Dann kommen die ersten zwei Wehre. Harmlos! So weit so gut. Bei der dritten wird es ernst. Wir müssen das Boot außen herum tragen, aber damit hatten wir gerechnet. Doch schon bei der nächsten gefährlichen Wehr erwischt es uns. Hermann will das Boot am Ufer abfangen, als ein spitzer Ast ein Loch in unser Boot reißt. Pfff. „Nach Aufbringen des Flickens 24 Stunden warten“, lese ich aus der Reparaturanleitung vor. Feierabend. Aber egal, wir sind in bester Stimmung und nützen den schönen Nachmittag zum Baden und Proben. Lautstark tönt der Niederspannungsrock aus dem Grün der Uferböschung. Es fühlt sich an, als wären wir schon weit gereist, dabei sind wir im Grunde noch mitten im Stadtgebiet. Das Boot hält wieder dicht, als wir am nächsten Morgen aufbrechen. Wir kommen gut über die ersten paar Wehre (zu Wasser oder zu Land), aber es regnet und auf unserer treibenden Müllinsel wird es zunehmend ungemütlich. So haben wir uns das nicht vorgestellt! Ein scharfer Stein nimmt uns dann die Entscheidung ab: Alle Mann über Bord! Wir geben das Boot endgültig auf und verstecken es unter einer Brücke. Experiment erfolgreich beendet: wir sind vier Kilometer weit gereist. Vagabunden unterwegs Was uns tagelang fehlt, ist eine gute Gelegenheit für ein Konzert. Doch in Kelheim ist die Zeit reif und wir sind optimal vorbereitet. Bei herbstlicher Nachmittagssonne beschallen wir den Stadtplatz mit unseren Werken. Es ist ein große Freude, Hermann am Sax zu haben. Obwohl wir keinen Hut aufgestellt haben, bringen uns seine virtuosen Soli sogar ein bisschen Geld ein. Auch eine Bierspende gibt es. Ja, selbst kleine Träume umzusetzen macht große Freude. Liebe Kelheimer, wir kommen wieder! Vom Bayrischen Wald ins Mühlviertel Die Mädels kommen mir schreiend mit Willkommensschildern entgegen. „Ich habe dich vermist“, steht auf einem. Ich bin tief gerührt und freue mich unermesslich über unser Wiedersehen. Große Lehrmeister der Liebe sind sie, meine Nichten. Ein schönes Gefühl, ein solches Zuhause zu haben. Gemeinsam wandern wir bis Waxenberg, auch meine Schwester und meine Eltern sind dabei. Ein lustiges und bewegendes Finale! Aufbruch und Heimkehr Für eine ausführliche Bilanz ist es noch zu früh, aber ein erster Eindruck begleitet die Wiedersehensfreude. In der Welt des Alltags und der Gewohnheiten hat sich scheinbar nichts verändert, während ich mit geschärften Sinnen heimkehre. Ich bin gelassener, offener, vielleicht auch herzlicher geworden. Noch kommen mir manche zwischenmenschliche Umgangsformen hierzulande merkwürdig vor, geprägt von hohem Tempo, von Oberflächlichkeit und fehlendem Humor. Wer schon einmal länger unterwegs war, wird dieses Gefühl sicher kennen. Ich denke, darin liegt der große Lohn des Reisens: durch eine Änderung des Blinkwinkels sehen wir uns selbst und die Zusammenhänge in einem neuen Licht. Es liegt an mir selbst, die Spontaneität, die Lebensfreude und den klaren Kopf von der Wanderung mit nach Hause zu nehmen. Mut zum Träumen Ich bin auf meiner Wanderschaft mit vielen neuen Ideen und Perspektiven belohnt worden, es hat sich unumkehrbar etwas verändert. Ich habe unterwegs viele Geschichten und Erfahrungen zum Thema „einfach und ökologisch leben“ zusammengetragen. Einiges davon findet ihr in meinen Berichten, manches muss erst langsam reifen bis zur Niederschrift. „Wie sollen wir in Zukunft leben?“, so lautet meine große Frage, mit der ich mich auch weiterhin beschäftigen werde. Im nächsten Jahr wird es dann Vorträge geben, bei der ich meine Einsichten mit Euch teilen werde. Ich freue mich schon darauf. Es ist alles da Alle wichtigen Dinge sind da. Ich höre einfach auf die Stimme. Und dann weiß ich, wer ich bin. Ich wünsche Euch alles Gute, Reinhold. ![]() Einige Impressionen |
||||
![]() | ||||||