Reiseberichte & FotosDie wichtigen Dinge - Durch Bayern zurück nach Österreich. 15.10.2010 Erstaunlich... - Von Italien über die Alpen. 25.08.2010 Die Uhren ticken anders - Quer durch Marokko. 21.06.2010 Das Tor zur neuen Welt - Die Kanarischen Inseln. 30.03.2010 Die Menschen sind der Weg - Am Jakobsweg II. 24.01.2010 Von Geistlichen und Gottlosen, von Gauklern und Geisterdörfern - Am Jakobsweg I. 02.11.2009 Der Mut zur Umkehr - Von Lyon nach Le Puy. 20.07.2009 Momente der Verbundenheit - Durch die Schweiz nach Frankreich. 29.11.2008 Der Reichtum des einfachen Lebens - Tirol, Vorarlberg und Schweiz. 11.10.2008 |
Momente der Verbundenheit - Durch die Schweiz nach FrankreichVerfasst in Graz, Österreich, am 29.11.2008 Vom Zürichersee an den Genfer See und bis nach Lyon Hier stand ich nun. Mitten auf der Brücke "Pont Morand" im Zentrum von Lyon. Neben mir das Rathaus, weiter oben die Kathedrale St. Just, und hinten im Westen "die Zigarre", das berühmte runde Hochhaus im Stadtteil Part-Dieu. Ich hatte es tatsächlich geschafft! Nach fünf Jahren war ich zurückgekommen an den Ort, wo ich meine Diplomarbeit geschrieben hatte. Dieses Mal zu Fuß. Insgesamt 1950 Kilometer. Auf meinen Stock gestützt stand ich da und schaute lange auf die Rhôhne unter mir. Ich dachte an die letzten Wochen, letzten Monate, an die vielen kleinen Momente, die ich erlebt hatte, an die guten und an die schlechten. Es war gut gegangen. Ein tiefes Gefühl der Freude erfüllte mich, und ich musste lachen. Ich grinste in die Stadt hinaus, umgeben vom regen Verkehr der Innenstadt. Ich war einfach dankbar. Ich hatte mir Lyon als Etappenziel ausgewählt, zum Abschluss einer wunderbaren Wanderung durch Sommer und Herbst. Nun mache ich Winterpause in Österreich, um ein bisschen Geld zu verdienen für das nächste Jahr. Aber auch, um ein bisschen Luft zu holen, über das Erlebte, die Begegnungen und die Inspirationen nachzudenken und über die Veränderungen, die sie in mir ausgelöst haben. Im Frühjahr, wenn die Natur aus ihrer Winterruhe erwacht, möchte ich wieder von Lyon aufbrechen und das Abenteuer in Richtung Westen fortsetzen... Quer durch die Schweiz Die ersten Schwierigkeiten Gesundheit ist bei einer weiten Wanderung eine Voraussetzung, wird aber durch die ausgeglichene Bewegung von Körper und Geist auch zur Folge. Ich hatte mir vorgenommen, auf den Körper zu hören, seine Signale zu respektieren und einfach zu rasten, wenn es notwendig sein sollte. Zeit sollte bei der Wanderung kein Limit sein, und so hatte ich Dreiviertel der Reiseapotheke schon nach einer Woche nach Hause geschickt (außerdem zu schwer). Obwohl nach zwei Monaten schon gut auf das Leben draußen eingestellt, war es in der Schweiz soweit. Ich wachte eines Morgens mit einer Verkühlung auf. Entgegen meines Vorsatzes achtete ich nicht sofort darauf und wanderte noch ein paar Tage weiter, bis ich zur Einsicht kam. Dann war es ernst genug und ich musste fünf Tage Pause machen, bis ich mich erholt hatte. Es war interessant zu erleben, wie schwer es mir fiel, die Signale des Körpers sofort zu beachten, trotz des Vorsatzes. Wahrscheinlich bin ich auch noch Kind unserer Gesellschaft, bei der Leistung das oberste Prinzip ist und Kranksein eine unerwünschte Produktivitätseinbuße. Wir schaffen jedes Jahr mehr Wohlstand, sind aber immer weniger gesund. Ist das Fortschritt? Wir sollten darüber nachdenken! Abgesehen davon durfte ich einmal drei Tage mit Durchfall erleben, nachdem ich bei einem Brunnen Wasser erwischt hatte, das offenbar die Qualität einer Pfütze im Autobahnklo hatte. Aber ich erspar Euch die Details. :-) Mutterseelenallein Schon am nächsten Abend passierte das Wunder. Ein Fußballfeld in der Nähe von Romont bot einen guten Lagerplatz mit Wasseranschluss und Biertischen als Sitzgelegenheit. Die Winterzeitumstellung hatte den Tag kürzer gemacht, und so kochte ich den feinen Linseneintopf bereits im Dunkeln. Bald darauf haute ich mich ins Zelt und las. Plötzlich hörte ich Schritte. Ein wenig erschrocken rief ich ein "Bonsoir" hinaus und kroch aus dem Zelt. "Bonsoir", tönte es zurück und ich schaute in den Schein einer Stirnlampe. Nein, es war nicht der Platzwart, sondern Pascal, ein Wanderer! Er hatte "zufällig" den gleichen Lagerplatz anvisiert. Pascal war zu Fuß von Köln gekommen und ich war der erste Wanderer, den er in den zwei Monaten getroffen hatte (so viele Fußgänger sind Mitte Oktober nicht mehr unterwegs). Die Freude war riesig und wir feierten unsere Begegnung mit einem Früchtereis. Die folgenden zwei Tage, die wir gemeinsam bis Lausanne marschierten, waren ein Riesenspaß und das Gefühl der Einsamkeit löste sich in Luft auf. Wir tauschten unsere Erlebnisse aus und feierten das schlechte Wetter mit Bier am Abend. Mit unserem Treffen war die die Magie des Weges wieder voll zurück! Einfach lässig Ulrich Grober schreibt dazu in dem äußerst empfehlenswerten Buch "Vom Wandern": "Gelassenheit ist ein Schlüsselwort zur neuen Lebenskunst. Ihr Grundgedanke steckt im Wort 'lassen'. Dinge lassen, also verlassen, auslassen, loslassen, in Ruhe lassen, unversehrt lassen, geschehen lassen - das ist ein Gegenentwurf zur Lebenswelt der beschleunigten Moderne. Leben besteht nicht darin, permanent etwas zu tun. Gelassenheit ist die Weigerung, alles und jeden, sich selbst eingeschlossen, jederzeit verfügbar zu machen und verfügbar zu halten. (..) Wie jede Kunst und jedes Element der Lebenskunst bedarf die Gelassenheit der Übung. Wandern trägt nicht nur zur körperlichen Stärkung und zur Schärfung der Sinne bei. Von allen Methoden zur Einübung von Gelassenheit scheint mir der aufrechte Gang die allereinfachste". Besser kann man es nicht ausdrücken! Momente der Verbundenheit Von der Energie dieser Momente gestärkt freue ich mich auf die kommende Zeit. Nach dem Unterwegssein genieße ich das Zuhausesein umso mehr, um mich mit Euch auszutauschen, die Erlebnisse zu reflektieren und daraus neue Ideen zu formen. Also bis bald, einstweilen wünsch ich Euch alles Gute! Habt es lässig, Euer PS: Es kommt eine Zeit im Leben Es kommt eine Zeit im Leben, Neue Welten zu entdecken wird dir nicht nur Glück und Erkenntnis, Durch unsere Entscheidungen definieren wir uns selbst. Einige Impressionen |
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