Reiseberichte & FotosDie wichtigen Dinge - Durch Bayern zurück nach Österreich. 15.10.2010 Erstaunlich... - Von Italien über die Alpen. 25.08.2010 Die Uhren ticken anders - Quer durch Marokko. 21.06.2010 Das Tor zur neuen Welt - Die Kanarischen Inseln. 30.03.2010 Die Menschen sind der Weg - Am Jakobsweg II. 24.01.2010 Von Geistlichen und Gottlosen, von Gauklern und Geisterdörfern - Am Jakobsweg I. 02.11.2009 Der Mut zur Umkehr - Von Lyon nach Le Puy. 20.07.2009 Momente der Verbundenheit - Durch die Schweiz nach Frankreich. 29.11.2008 Der Reichtum des einfachen Lebens - Tirol, Vorarlberg und Schweiz. 11.10.2008 |
Der Mut zur Umkehr - Von Lyon nach Le PuyVerfasst in Waxenberg, Österreich, am 20.07.2009 Vom Zentrum von Lyon bis ins Krankenhaus von Le Puy Wie ihr wisst, ist übermäßiges Planen unvernünftig, denn je planmäßiger wir vorgehen, desto wirksamer trifft uns das Unvorhergesehene. Und so geschah es kürzlich, dass meine Wanderpläne durch eine Lungenentzündung revidiert wurden, die meine Reise in den letzten Wochen entscheidend bestimmt hat. Ich habe zwar dieses Mal nicht weite Distanzen zurückgelegt in den vier Wochen, in denen ich unterwegs war, aber erlebte trotzdem eine recht intensive Zeit. Hier ein Bericht der jüngsten Ereignisse in Frankreich, aber vorher ein kurzer Blick zurück auf die Monate während des Winters und des Frühjahrs. Bis Lyon war ich letztes Jahr gekommen, bevor ich Mitte November in die Winterpause ging. Gregor und ich waren bereits seit September auf eigenen Wegen unterwegs, und es wurde klar, dass eine weitere gemeinsame Arbeit unter „Global Change“ schwierig werden würde. Gregors Pläne für 2009 hatten sich stark geändert, und wir merkten, dass wir unsere Freiräume für die Entwicklung unserer Ideen brauchten. Einerseits war ich enttäuscht, dass unser Traum von einer langen gemeinsamen Tour so schnell zu Ende war. Die Realität unterwegs hatte gezeigt, dass das tägliche Zusammensein seine Schwierigkeiten mit sich brachte. Andererseits konnten wir auf eine erlebnisreiche Zeit mit vielen schönen Augenblicken zurückblicken. Wir hatten gut gearbeitet, um unsere Botschaft hinauszutragen, und wenn ich zurückdenke, erfüllt mich jede dieser Erfahrungen mit tiefer Freude. Aber nun ging es in Eigenregie weiter, eine spannende neue Zeit begann. Zuerst zog jedoch der Winter ins Land. Ein langer und dunkler Winter Doch wie jedes Jahr im Frühjahr stieg meine Energie enorm mit Sonne und Temperatur, während ich wieder die Vorbereitungen begann. Neben der Arbeit werkten wir eifrig an der neuen Homepage RYTZ.AT, damit sie rechtzeitig zum Start fertig wird. Wieder fiel ein Haufen Arbeit an bis zum endgültigen Aufbruch: die Ausrüstung auf Vordermann bringen und für den Sommer optimieren, aus der vorübergehenden Wohnung ausziehen, Freunde, Kollegen und Familie verabschieden und alle organisatorischen Dinge unter Dach und Fach bringen. Auch der Vortrag, den ich bei mir zuhause in Waxenberg kurz vor der Abreise machte, war vorbeitungsintensiv, aber gelang fabelhaft. Erstaunlich eigentlich, wie lange es immer dauert, bis ich alles zusammen habe und loslassen kann. Aber dann endlich los. Weg aus dem Wachstum Für die ökologische Wende ist eine kontinuierliche Wachstumsrücknahme (= Décroissance) zwingend notwendig, da der Ressourcenverbrauch weitestgehend gekoppelt ist an die Höhe des Wirtschaftsvolumens. Auf individueller Ebene heißt das eine Vereinfachung unseres Lebensstils statt immer „mehr von allem“ und mehr Lebensfreude statt grenzenlosem Materialismus. Genau das ist ja das Thema der Wanderung, nur dass die Décroissance-Bewegung diesen Gedanken theoretisch weiterführt und zu einem politischen Programm macht. Ein äußerst spannendes Thema, das in Frankreich heiß diskutiert wird und auch bei uns breiten Einzug finden sollte. Zurück am Start Es ist Samstag später Nachmittag, von weitem höre ich Musik. Ich biege um die Kirche und schaue runter auf den Hauptplatz. Es ist die Ortmusikkapelle, die ein Konzert gibt vor voll versammeltem Publikum. Ich erkundige mich, was der Anlass sei und man sagt mir, es ist „Fête de la musique“. An diesem Musikfeiertag werden im ganzen Land Bühnen aufgebaut, es gibt eine generelle Auftrittsgenehmigung und jeder der will darf auf den Straßen ein Konzert geben. Ein feiner Brauch, denke ich mir als Musiker. Ich lerne Sophie und Romain kennen, die mich zum Übernachten in ihr Haus einladen. PERFEKT! Später am Abend greift der ortsansässige Friseur zum Elektrobass und lässt mit seiner Band sein Rock´n´Roll-Herz heraus. Mit 60er- und 70er-Nummern heizen sie dem Publikum trotz der Kälte ein, und wir verbringen einen wunderbaren Abend! So wünsch ich mir die Samstag Abende! :-) Verhängnisvoller Nordwind Dharma patana mokshanam… Lektionen in Geduld Obwohl ich nicht mit einem so baldigen Wiedersehen mit Österreich gerechnet hatte, freue ich mich doch sehr über ein bisschen Gesellschaft nach den anstrengenden Wochen. Ich werde die Zeit nützen, um ein paar andere Dinge anzugehen, ein paar Ideen reifen lassen und vielleicht den einen oder anderen Artikel schreiben. Dennoch hoffe ich, dass ich mich bald wieder bester Gesundheit erfreuen und nach Frankreich zurückkehren kann. Aber die dafür notwendige Zeit nehme ich mir, auch wenn es schon wieder juckt auf den Fußsohlen. Alles Gute einstweilen und ich hoffe, dass es Euch gut geht. Es grüßt Euch herzlichst, Euer Einige Impressionen |
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